Exotische Pracht und koloniales Erbe: Die Königlichen Gewächshäuser in Laeken

Eine botanische Expedition inmitten einer faszinierenden und kontroversen Geschichte.

Ein unvergleichliches Erlebnis

Es war ein milder Abend im Frühling, als ich die majestätischen Königlichen Gewächshäuser im Park des Königsschlosses in Laeken besuchte. Das sanfte Licht der untergehenden Sonne verwandelte die imposante Glas- und Stahlarchitektur in ein strahlendes Kunstwerk. Die Gewächshäuser, die erstmals 1873 eröffnet wurden, sind ein beeindruckendes Beispiel für die viktorianische Architektur und entführen die Besucher in eine Welt voller exotischer Pflanzen und floraler Pracht.

Architektur und Atmosphäre

Die beeindruckenden Gewächshäuser erstrecken sich über eine Fläche von etwa 2,5 Hektar und bestehen aus verschiedenen Gebäuden, die durch gewölbte Dächer und hohe Fenster charakterisiert sind. Der Hauptbau, das „Palmenhaus“, besticht durch seine gewaltigen Dimensionen und die kunstvolle Gestaltung. Es ist mit einer Vielzahl von Pflanzenarten gefüllt, darunter Palmen, Orchideen und andere tropische Gewächse, die in harmonischem Einklang miteinander wachsen.

Während ich durch die langen, lichtdurchfluteten Gänge schlenderte, war ich von der Leichtigkeit und Eleganz des Designs beeindruckt. Das Spiel von Licht und Schatten, das durch die Glasscheiben fiel, erzeugte eine fast magische Atmosphäre. Der Duft der Blumen vermischte sich mit der frischen Luft und ließ mich für einen Moment die Hektik des Alltags vergessen.

Historische Wurzeln

Die Geschichte der Gewächshäuser ist untrennbar mit König Leopold II. von Belgien verbunden, einem Monarchen, dessen Erbe von umstrittenen und dunklen Kapiteln geprägt ist. Die Gewächshäuser wurden mit den Erlösen aus seinem privaten Kongoreich finanziert, einer Kolonie, die für ihre brutalen Ausbeutungen und Menschenrechtsverletzungen bekannt ist. Viele der prachtvollen Gebäude in Brüssel, darunter das berühmte Palais des Beaux-Arts, wurden ebenfalls durch die fragwürdigen Einnahmen aus diesem Kolonialunternehmen finanziert.

Leopold II. war bekannt für seinen ausgeprägten Geschmack und seine Vorliebe für das Exotische. Mit den Gewächshäusern wollte er nicht nur seine botanische Sammlung zur Schau stellen, sondern auch seine Macht und seinen Reichtum demonstrieren. Diese Verbindung zwischen prachtvoller Architektur und kolonialem Unrecht wirft einen Schatten auf das sonst so herrliche Ambiente der Gewächshäuser. Es ist wichtig, diesen kritischen Aspekt in der Betrachtung der Anlage zu berücksichtigen, da er ein Spiegelbild der komplexen Geschichte Belgiens ist.

Ein Abend voller Eindrücke

Während ich weiter durch die verschiedenen Bereiche der Gewächshäuser spazierte, wurden meine Sinne von der Farbenvielfalt und der Vielfalt der Pflanzen überwältigt. Die verschiedenen Zonen, die tropischen, subtropischen und mediterranen Pflanzen gewidmet sind, boten ein unvergleichliches Erlebnis. Besondere Highlights waren das „Kaktushaus“ und das „Orchideenhaus“, wo die farbenfrohen Blüten in voller Pracht erblühten.

Am Ende meines Rundgangs setzte ich mich auf eine Bank im Park, um den Blick auf die eindrucksvolle Fassade der Gewächshäuser zu genießen. Der Himmel färbte sich allmählich dunkelblau, und die ersten Sterne erschienen. Der Anblick der gläsernen Kuppeln im sanften Licht war atemberaubend und ließ mich über die Geschichte und die Geschichten nachdenken, die diese Mauern erzählen könnten.

Mein Besuch in den königlichen Gewächshäusern in Laeken war ein überwältigendes Erlebnis, das sowohl die Schönheit der Natur als auch die komplexe Geschichte Belgiens verkörperte. Die imposante Architektur aus Stahl und Glas, gepaart mit der Pracht der Pflanzenwelt, ist ein wahrhaft magisches Erlebnis. Doch es ist auch wichtig, die dunklen Wurzeln dieser prächtigen Anlage nicht zu vergessen. Nur so kann man die volle Tiefe und Bedeutung dieser einzigartigen Sehenswürdigkeit in Brüssel verstehen. (cg)

Beitrag von: strassenblick Mag

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